Die Geschichte des Süddeutschen Kaltbluts

Pferde auf der Weide

Das Süddeutsche Kaltblut hat seinen Ursprung in der österreichischen Kaltblutrasse „Noriker“.

Der Name „Noriker“ wurde allgemeingültig für die Rasse – bis auf eine Ausnahme – erst im Jahr 1939 eingeführt. Bis dahin unterschied man den Pinzgauer Noriker im schwereren Typ und den sogenannten Oberländer – ein etwas leichteres Pferd.

Die Wurzeln des Oberländers gehen zurück bis ins 18. Jahrhundert, eine Zeit, in der es rege Wechselbeziehungen zwischen Österreich und Bayern gab, die sich auch auf die Pferde auswirkten. Im Jahr 1769 wurde vorübergehend in Bayern eine eigene Staatsbeschälung eingeführt, die sich allerdings in der Deckhengstauswahl sehr an die Erfordernisse des Heeres nach leichteren Pferden anpasste. So fand man unter den bayrischen Staatsbeschälern der damaligen Zeit vor allem Hengste verschiedener Warmblutrassen wie Holsteiner, Oldenburger und Ostfriesen.

Diese leichteren, edleren Vatertiere wurden in Bayern mit den einheimischen Stuten, die bis dahin alle auf norischer Zuchtgrundlage gezüchtet waren, verpaart. Hieraus entstand im Laufe der Zeit natürlich ein wesentlich leichteres Pferd, als es der bisherige Noriker war.

Dieses Pferd verbreitete sich im gesamten bayrischen Oberland – daher der Name Oberländer oder auf Bayrisch Oberlandla, der 1920 sogar offiziell mit einem eigenen Brand eingeführt wurde. Das Oberländer-Gestütbuch existierte bereits seit 1906.

In dieser Zeit gab es also zwei Zuchtrichtungen des Norikers, nämlich die des schweren Pinzgauer Norikers und die des leichteren Oberländers.

Als der Erste Weltkrieg ausgestanden war und die Landwirtschaft dann wieder nach einem schwereren Pferd verlangte, wurde mit der Einführung von 50 Original Pinzgauer Stuten durch das bayrische Gestüt Schwaiganger in Bayern wieder ein Umzüchtungsprozess in Richtung Kaliber und Muskelkraft in Gang gesetzt. 1939 führte der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen Kaltbluts dann offiziell den Namen Noriker auch für die Oberländer ein.

Dieser wurde in Österreich bis heute beibehalten. In Deutschland jedoch – und das ist die eine erwähnte Ausnahme – erhielt der Noriker 1948 durch die  Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft den Namen „Süddeutsches Kaltblut“.

Heute besteht ein zum Teil deutlicher Unterschied zwischen den Rassen „Noriker“ und dem „Süddeutschen Kaltblut“. Die Unterschiede zeigen sich im Typ und Fundament, in der Größe und im Temperament. Wie sagt immer ein  Freund: „Nimmst n Oberlandla, ko´st doppelt so vui auflegn und ko´st doppelt so oft fahrn!“ und geht dabei jedes Mal in ein lautes Lachen über.

Das Süddeutsche Kaltblut wird heute hauptsächlich in der Waldarbeit, in Freizeitgespannen und historischen Umritten und Fahrten verwendet.
Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Wesentlichen auf das bayerische Oberland und den Bayerischen Wald.

Bayern hat mit fast 2.000 eingetragenen Zuchtstuten und ca. 115 anerkannten Hengsten das größte geschlossene Kaltblutzuchtgebiet in Deutschland.

Steckbrief

  • meistens Füchse mit heller Mähne und Schweif, aber auch Braune und Rappen, (seltener sind Schimmel oder Tiger)
  • kräftiges, gut liniertes und harmonisches Kaltblutpferd, mit trockenem und ausdrucksvollem Kopf
  • eine gut geformte und genügend lange Halsung
  • gute Bemuskelung sowie trockene und korrekte Gliedmaßen
  • großrahmig gebaut
  • tiefer Rumpf und lange, breite gespaltene Kruppe
  • kräftige und gut ausgebildete Gelenke, wenig Kötenbehang.
  • harte Hufe
  • raumgreifenden Schritt und Trab
  • ausgeglichenes Temperament
  • ruhig im Umgang und Konzentration bei der Arbeit
  • leistungsbereit (= Arbeitswille) und sehr gute Zugmanier